Patanjali (rund 400 Jahre vor Christus)
Tiefere Schichten
Die ersten positiven Körpererlebnisse von Asanas sind relativ schnell im Yoga erfahrbar. Hat man eine Weile Yoga geübt, wird die kräftigende Wirkung der Praxis im Körper leicht spürbar.
Die Wirkung auf Emotionen und Gedankenmuster sind subtiler. Nicht umsonst gibt es im Yoga Sutra nach Patanjali ach Pfade, um bei einer ernsthaften Yoga Praxis auf seine tiefere Ebenen vorzudringen. Das bedingt im allerersten Schritt einen achtsamen Umgang mit sich selbst.
Doch was bedeutet das Achtsamkeit?
Es bedeutet, seinen Gedanken zu zusehen und zu erkennen, worum sie sich drehen. Es bedeutet, sich selbst von außen zu betrachten.
Ein anderes Wort dafür ist Eigenreflektionen.
Reflektion oder auch Eigenreflektion muss erlernt sein. Und hier setzt ein Prinzip des Yoga an: In den Asanas lernen wir, uns selbst zu erleben. In der Meditation lernen wir, uns von außen zu zusehen.
Und wenn wir darin ein wenig geübt sind, dann können wir einen weiteren Schritt wagen.
Im Yoga gibt es das Prinzip der Yamas. Sie sind die erste der acht Stufen im Yoga Sutra und beschreiben einen Verhaltenskodex im Umgang mit dir selbst. Und um diesen Umgang mit dir selbst vornehmen zu können, bedarf es der Achtsamkeit oder eben der Selbstreflektion.
Eine Übung:
In den Yamas geht es durchweg um das Handeln, um eine Anleitung im Umgang mit deiner Umwelt. Gute Absichten alleine reichen nicht aus, du musst auch handeln.
„Wer in Rede, Gedanken und Tat fest in der Gewaltlosigkeit gründet, in dessen Gegenwart lassen andere von Feindseligkeit ab.”
Patanjali, Yoga Sutra
Du bist aufgefordert, dich selber in jedem Moment im Umgang mit anderen und mit deiner Umwelt zu beobachten. Wie denkst du über andere? Wie fühlst du gegenüber anderen? Und was merkst du, was denken andere über dich und behandeln Dich? Was hat das mit Dir zu tun?
Mehr ist nichts zu tun. Und doch ist es so schwer.
Willkommen im Yoga.
Martina
Sehen - Sprechen - Handeln
Hinter den großen Vorhang blicken
Unserem Sprechen und Handeln geht immer der Gedanke voraus. Und unsere Gedanken sind geprägt. Sie könne nie neutral sein. Forschungsansätze in der Medientheorie rund um Kittler, Ong und McLuhan verdichten diese Annahmen.
Es gibt in so ziemlich allen Traditionen & Religionen unserer Welt diesen einen Grundgedanken:
Ändere Deine Gedanken und Dein Leben ändert sich.
1. Sehen
Die Flut an Informationen aus den Medien ist groß. Es ist kaum noch möglich, zwischen stimmig und nicht stimmig zu unterscheiden. Diese Bewertung muss jeder Mensch für sich selbst prüfen. Hinter den Vorhang zu sehen heißt mit dem Herzen zu sehen.
Eine mögliche Hilfestellung für Dich:
Halte jedes Mal inne, wenn bestimmte für Dich interessante Informationen auf Dich eintreffen. Höre dann in Dich hinein und frage nur diese eine Frage: Fühlt es sich richtig an?
Ja oder Nein.
2. Sprechen
Worte können verletzen, jedoch auch heilsam und harmonisierend sein. Deswegen gilt es zu überlegen, was und wie und ob überhaupt gesprochen wird.
Frage Dich jedes Mal: ist es besser zu schweigen oder zu reden? Auch hier gibt es kein Gut und kein Böse, kein Richtig und kein Falsch. Es gibt nur ein IST. Wenn Du redest geht es dabei darum, Dir selbst zuzusehen und zu beobachten.
3. Handeln
Nicht zu handeln ist eine hohe Kunst. Im eigentlichen Sinne ist Reden bereits eine Handlung. Und dennoch gibt es einen Unterschied, den Du sicherlich kennst.
Beobachte Dich, ob Du redest und dann nicht handelst oder ob Du handelst ohne geredet zu haben? Zu erkennen, wann es Zeit ist zu handeln und wann es Zeit ist nicht zu handeln, ist eine Kunst, welche im Yoga immer und immer wieder geübt wird. Denn die Macht über sich selbst zu haben bedeutet Freiheit.
Es ist Juni. Und wer in der Natur unterwegs ist, kommt am süßen Duft der Lindenblüten nicht vorbei. Der Duft ist betörend und herzöffnend.
Die Linde steht symbolisch in diesem Monat für das Asana Baum und für die Essenz der Gelassenheit. Warum sonst wurden sie von unseren Vorfahren als Gemeindebaum in der Mitte des Dorfplatzes gepflanzt?
“Es heißt, dass unter der Linde die reine Wahrheit ans Licht kommt und ihr Duft die Richter milde stimmt und streitende Parteien versöhnlich.”
Aus “Der keltische Baumkalender” von M. Vescoli
Ein Tee aus frischen Lindenblüten ist ein sagenhaft köstliches Getränk. Der Tee kann helfen, Wärme zu empfinden, Erkältungen zu mindern oder den Körper anzuregen. Darüber hinaus schmeckt er einfach nur toll.
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Praxistipp Lindenblütentee
Finde im Juni eine Linde in Deiner Nähe. Stelle Dich zuerst unter den Baum und schließe Deine Augen. Rieche diesen Duft. Wenn Du möchtest, umarme die Linde und fühle die Verwurzelung. Nimm Dir Zeit, um den Baum zu ERleben.
Dann pflücke zwei Hände voll Blüten mit den kleine Blättern daran. Die Blüten sollten bereits geöffnet sein.
Zu Hause brühe Wasser und übergieße Deine frischen Lindenblüten mit kochendem Wasser. Lass den Tee gut 10 Minuten ziehen.
Setzte Dich an einen schönen Ort und genieße den Tee.
Die Yoga Sequenz und der Blog bilden eine thematische Einheit für Dich zum Üben und Nachdenken.
In unseren Yoga Stunden werden wir tiefer in die symbolische Bedeutung der einzelnen Asanas eingehen und eine Praxis üben, die Dir helfen kann, wahren Halt in Dir selbst zu finden.
Komme auf die Fingerkuppen und lasse die Hüften über die Knie. Tonus in die Mitte. Herz schmilzt Richtung Matte.
5-7 Atemzüge
Hände ziehen zueinander - starke Mitte. Mit der EA kippe Dein Becken (Kuhposition). Mit der AA werde rund in den Katzenbuckel. Betone Deine Mitte und ziehe die Schultern auseinander.
Aus dem Vierfüßler kommend gib Druck auf die Fingerkuppen und ziehe Deinen Bauchnabel nach innen oben. Atme aus und heben die Knie.
5-7 Atemzüge
Stülpe die Zehen um und hebe das Becken an. Die Sitzbeinhöcker ziehen Richtung Decke - Beine sind gebeugt. Ziehe Hände und Füße zueinander.
5-7 Atemzüge
Hebe nun ein Bein an. Die Hüfte bleibt geschlossen - die Zehen zeigen Richtung Matte.
Beuge Dein Bein, so dass die Ferse Richtung Po fließen kann. Hebe Dein Knie Richtung Decke an. Öffne Deine Hüfte.
5-7 Atemzüge
Fühle in Dich - fällt es Dir leicht oder schwer?
Führe Dein Bein langsam unter dem Oberkörper zwischen Deine Hände und stelle Deinen Fuß ab. Gerader Rücken. Füße ziehen zueinander.
5-7 Atemzüge
Gebe Deine Arme in die Position der Adlerarme und beuge Deinen Oberkörper. Stelle gerne Deinen hinteren Fuß bequem ab.
5-7 Atemzüge
Hebe nun Deinen Oberkörper an und setze Dich tiefer.
5-7 Atemzüge
Komme über den Sprinter zum Boden und lege ein Bein ab. Beuge dieses und fasse Deinen Fuß mit der diagonalen Hand.
5-7 Atemzüge
Lege Dein Bein ab und stelle die Fußzehen auf. Oberkörper hebt. EA Arme in U-Haltung. AA öffne Dein Herz und lass die Hüfte sinken.
Bevor Du in Shavasana ankommst, übe Dich noch im Yoga Squad - gerne mit den Adlerarmen.
5-7 Atemzüge
Vor ein paar Tagen traf ich mich abends mit einer Bekannten zum Essen. Wir hatten uns einige Zeit nicht mehr gesehen und so freute ich mich, als ich sie auf mich wartend am Eingang des Restaurants entdeckte. Noch bevor sie mich sah, konnte ich einen Augenblick diese junge schöne Frau bewundern, die sowohl zart und zurückhaltend als auch kraftvoll und willensstark wirkte. Ein Prototyp kraftvoller Weiblichkeit.
Auch sie praktiziert Yoga und versucht, durch ihre Yoga Praxis den Stürmen des Alltags gut zu bestehen. Denn es ist so eine Sache mit der Weiblichkeit - besonders, wenn sie kraftvoll gelebt wird.
Diese junge Frau sprach an unserem Abend viel über die Herausforderungen, nicht nur auf ihr Äußerlichkeit reduziert zu werden. Eine Frage trieb sie besonders um: Wieso sind wir Menschen so oberflächlich verhaftet?
Unser gemeinsamer Abend vertiefte sich in den Austausch über die gelebte Weiblichkeit und ihre Hürden in der Welt. Denn die Realität ist oft ernüchternd. Die zwischenmenschlichen Verstrickungen aus Projektionen, Wünschen und ungeheilten Verletzungen lassen Beziehungen - egal ob beruflich oder privat - oft alles andere als harmonisch aussehen.
An diesem Abend stellten wir uns auch die Frage, ob Beziehungen uns mehr in die Illusion und Anhaftung ziehen oder befreien können? Ist es besser den Weg der inneren Befreiung alleine und ohne die Ablenkung von Beziehungen zu beschreiten, oder können tiefe Beziehungen zu Menschen die Entwicklung unserer Persönlichkeit unterstützen? Und wie können wir diese Art von Beziehungen gestalten, so dass sie uns in die Freiheit und weniger ins Drama führen? Es geht um die gegenseitige Unterstützung von Menschen - doch diese kann dann erst erfolgen, wenn beide Seiten das auch erkennen und miteinander anstelle gegeneinander arbeiten.
Wie kann eine gute Beziehung zu Menschen nun gelingen? Und wie beuge ich möglichen Verletzungen durch mein Gegenüber vor?
Diese Fragen berühren einen wichtigen Kern unseres Seins, nämlich der eigenen Annahme.
Und während ich meiner Bekannten zuhörte, wurde mir einmal mehr klar, dass aller Anfang in uns selbst verankert liegt. Die Harmonie zwischen Kraft (dem Männlichen) und Hingabe (dem Weiblichen) verleiht uns diesen Schutzschild, der uns ermöglicht auch in Beziehungen zu wachsen und zu reifen.
So entstand die Idee zu dieser Yoga-Sequenz, die Du als Routine für Dich üben kannst.
In unseren Yoga Stunden werden wir tiefer in die symbolische Bedeutung der einzelnen Asanas eingehen und eine Praxis üben, die Dir helfen kann, wahren Halt in Dir selbst zu finden.
Sei Du selbst .